In vielen Schulen wird aktuell über einen sinnvollen Umgang mit ChatGPT diskutiert. Mit diesem Tool, das auf künstlicher Intelligenz basiert und selbstständig Texte erstellen kann, wird die Arbeit deutlich erleichtert. Der Nutzer muss lediglich einige Stichpunkte und die gewünschte Länge des Textes definieren und schon beginnt die Software zu schreiben. Nach wenigen Sekunden ist der gewünschte Text fertig. ChatGPT wird bereits von vielen Unternehmen eingesetzt, um Personalkosten zu sparen. Doch nicht nur Texte lassen sich damit erstellen. ChatGPT beherrscht auch verschiedene Programmiersprachen sowie unzählige Funktionen der Tabellenkalkulation Excel und vieles mehr. Die Software ist also sehr vielseitig einsetzbar. Die Frage ist nur, wie sinnvoll sie im Schul­unterricht ist.

Ist ChatGPT in der Schule sinnvoll?
Ist ChatGPT in der Schule sinnvoll?
  1. Inhaltsverzeichnis

Vorteile von ChatGPT

Wer einen Text erstellen möchte, muss meistens sehr viel recherchieren und sich aus verschiedenen Quellen die benötigten Informationen zusammentragen. Diese Arbeit kann ChatGPT übernehmen. Das KI-Tool kann auf unzählige Datenquellen zugreifen und sich daraus die wichtigsten Informationen heraussuchen. Dies erleichtert es Schülern, einen Aufsatz zu einem bestimmten Thema zu schreiben. Das Gleiche funktioniert mit Besprechungen oder Interpretationen von Gedichten und ähnlichen Werken. Auch kurze Zusammenfassungen ganzer Bücher können mit ChatGPT geschrieben werden.

Den Lehrern würde es nicht auffallen. Verschiedene Versuche haben bereits gezeigt, dass ChatGPT einen identischen Auftrag immer in einer anderen Version schreibt. Würden mehrere Schüler den gleichen Aufsatz mit ChatGPT erstellen lassen, wäre jede Version anders. Daher ist es für den Lehrer nicht einfach festzustellen, ob die Arbeit von den Schülern oder von der KI erstellt wurde.

Nachteile von ChatGPT

Diese moderne und nützliche Technik hat aber auch einige Nachteile. Zum einen wird ChatGPT nur mit Daten gefüttert, die je nach Version ein bis zwei Jahre zurückliegen. Daher versagt die KI bei aktuellen Themen. Ein wesentlicher Nachteil ist, dass die Informationen, die zur Erstellung der Texte verwendet werden, nicht unbedingt korrekt sein müssen. Darauf weist der Anbieter OpenAI auf seiner Webseite ausdrücklich hin. ChatGPT sollte daher niemals blind vertraut werden. Es ist von großem Vorteil, wenn die Nutzer selbst über entsprechende Kenntnisse verfügen, um die Inhalte überprüfen zu können. Daher könnte es für den einen oder anderen Schüler unangenehm werden, wenn ihm die Software einen Text mit fehlerhaften Informationen erstellt.

Ein weiterer Nachteil ist, dass es keine Informationen dazu gibt, welche Quellen die KI zu den Recherchen nutzt. Quellenangaben werden nicht veröffentlicht. Das könnte sogar das größte Problem sein, weil es inzwischen zahlreiche Informationsquellen gibt, auf denen falsche Informationen veröffentlicht werden. Diese könnten sich durch die Nutzung von ChatGPT viral verbreiten.

Obwohl ChatGPT einige Nachteile aufweist, sollte diese neue Technik nicht gleich von allen Lehrern verteufelt werden. Ein ähnliches Phänomen gab es bereits vor etwa 50 Jahren. Damals kamen die Taschenrechner auf. Von den damaligen Mathematik­lehrern wurden sie als Teufelswerk verurteilt. Die Lehrer befürchteten damals, dass die Schüler keine Mathematik mehr lernen würden, wenn sie ein solches Hilfsmittel nutzen. Es dauerte einige Jahre, bis die Schüler dann endlich Taschenrechner im Unterricht nutzen durften. Die Lehrer beschlossen kurzerhand, den Schülern den richtigen Umgang mit den Geräten beizubringen.

ChatGPT sinnvoll in den Unterricht integrieren

Vorab sei erwähnt, dass ChatGPT ohnehin nur in Schulen eingesetzt werden kann, die bereits digitalisiert sind. Außerdem sollten Schulen unbedingt ein VPN nutzen. Dieses bietet jedem Nutzer, der Daten ins Internet sendet und aus dem Netz empfängt, deutlich mehr Sicherheit. Hacker können die Daten, die über ein virtuelles privates Netzwerk gesendet werden, nicht mehr abfangen und auch nicht mehr nutzen. Die Daten werden nicht nur auf verschiedene Server umgeleitet, sondern sie werden gleichzeitig verschlüsselt.

Es würde keinen Sinn machen, ChatGPT komplett zu verbieten. Dann würden die Schüler die Software nachmittags zu Hause zur Hilfe bei den Hausaufgaben nutzen. Besser ist es, wenn die Lehrer ihren Schülern den richtigen Umgang mit dieser innovativen Software beibringen. Es ist gar nicht so einfach, die richtigen Befehle einzugeben, um das gewünschte Ergebnis zu erhalten. Es hängt immer davon ab, welche Eingaben an dem sogenannten Prompt erfolgen. Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang von Prompt-Engineering. Dazu müssen sich Lehrer auch selbst mit KI auseinandersetzen.

Dementsprechend empfiehlt das Schulministerium NRW in seinem Handlungsleitfaden "Umgang mit textgenerierenden KI-Systemen" sich „offen und konstruktiv mit den neuen Möglichkeiten auseinanderzusetzen und diese im Unterricht zu thematisieren".

Warum sollten Schüler mit ChatGPT umgehen können?

Die Schule dient letztlich dazu, die Schüler auf das spätere Berufsleben vorzubereiten. Spätestens beim Einstieg ins Berufsleben wird erwartet, dass sie mit ChatGPT umgehen können. Haben sie dann schon in der Schule die erforderlichen Grundkenntnisse erworben, wird ihnen der Umgang damit wesentlich leichter fallen. Der Unterricht könnte so gestaltet werden, dass die Schüler Aufgaben erhalten, die mit ChatGPT zu bearbeiten sind. Für andere Aufgaben sollte der Einsatz von KI nicht erlaubt sein. Auf diese Weise könnte die Allgemeinbildung erhöht und gleichzeitig ein perfekter Umgang mit ChatGPT vermittelt werden.

Wie können Lehrer den Einsatz überprüfen?

Mittlerweile gibt es einige KI-Text-Detektoren, mit denen man feststellen kann, ob ein Text von einem Menschen oder von einer KI geschrieben wurde. Viele dieser Tools verwenden jedoch veraltete Sprachmodelle oder der Text ist einfach zu kurz. Solche Tools benötigen mindestens 1.000 Wörter, um auch nur annähernd verlässliche Aussagen treffen zu können. Die Erkennungs­quote der besten kostenlosen Tools liegt aktuell bei ca. 80 Prozent, bei kostenpflichtigen Detektoren auch höher.

Auch die Firma OpenAI, die ChatGPT entwickelt hat, bot 2023 ein solches Tool namens „Classifier“ an. In einem Test erkannte der Classifier jedoch in 25 Prozent der Fälle nicht, dass die Texte von einer KI geschrieben wurden. In 9 Prozent der Fälle erkannte er KI-Texte, obwohl sie von Menschen geschrieben wurden. Aufgrund der schlechten Ergebnisse bietet OpenAI den Classifier inzwischen nicht mehr an.

Insgesamt bieten solche Überprüfungstools keine absolute Sicherheit. Wer ChatGPT jedoch häufig nutzt, bekommt ein gewisses Gespür dafür, welche Texte damit erstellt wurden. Manchmal fallen Textpassagen auf, die sich in vielen Texten wiederholen. Diese werden von menschlichen Autoren in der Regel nicht in dieser Form genutzt. Aber auch eine perfekte Rechtschreibung und Grammatik kann auf eine KI hinweisen, denn Menschen machen Fehler.

Fazit

ChatGPT ist noch relativ neu. Wie bei allen neuen Technologien gibt es Menschen, die total begeistert sind und andere, die sehr skeptisch sind. Manche sehen schon die Gefahr, dass die nächste Generation gar nicht mehr selbst denken lernt, weil die KI alles übernimmt. So dramatisch wird es sicherlich nicht werden. Neue Technologien lassen sich nicht aufhalten. Deshalb wäre es für die Schüler sicher hilfreich, wenn ChatGPT auch im Unterricht eine Rolle spielen würde. So könnten sie frühzeitig lernen, mit KI sinnvoll umzugehen. Künstliche Intelligenz wird in Zukunft wohl in vielen Bereichen eine große Hilfe sein, aber das menschliche Denken niemals vollständig ersetzen können.

Weiterführende Artikel

Weiterführende Artikel zur digitalen Schule